Werkauswahl

Im Projekt "OPERA" werden insgesamt 9 musikdramatische Kompositionen aus verschiedenen Epochen, unterschiedlicher Gattungen und Musikkulturen ediert.

Entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der zu edierenden Werke war neben der musiktheatergeschichtlichen Bedeutung die mit dem jeweiligen Werk verbundene editorische Problemstellung. Dieser entsprechend wurden die Kompositionen in sechs Modulen gefasst, deren Titel die die Edition leitenden Kategorien indizieren.

Eigentext und Fremdtext

Antonio Salieri: "Prima la musica e poi le parole" (1786), Ed. Thomas Betzwieser / Adrian La Salvia (2013)
"Love in a Village" (1762), Ed. Berta Joncus / Žak Ozmo / Vanessa Rogers (2019)
Adolphe Benoît Blaise u. a.: "Annette et Lubin" (1762), Ed. Andreas Münzmay in cooperation with OPERA (2016)

Dieses Modul fokussiert unter verschiedenen Perspektiven das Problem der Autorschaft, das sich sowohl beim Vorhandensein mehrerer Autoren in Form eines Pasticcios als auch bei der Integration von Fremdtexten in parodistischer Absicht stellt.

Transfer und Transformation

Louis Spohr: "Faust" (1816/1852)

Dieses Modul repräsentiert Werke, die entweder einem lingualen oder gattungsbezogenen Transfer unterworfen waren oder deren Originalgestalt durch die Rezeption gleichsam überlagert wurde. Editorisch sind solche Kompositionen vor allem deshalb relevant, weil ihr Transfercharakter kaum hinlänglich verbal im Kritischen Bericht darstellbar ist, sondern sich ganz konkret in der Edition niederschlagen muss.

Aufführungspraxis und Interpretation

Agostino Steffani: "Henrico Leone" (1689)
Carl Zeller: "Der Vogelhändler" (1891)

In dieser Gruppe befinden sich Werke, welche das Problemfeld Interpretation unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten thematisieren. Beispielsweise vermag Paërs Oper mit dem Phänomen von aufführungsbedingten Veränderungen ein bedeutsames und editorisch heikles Problem der Opernpraxis zu repräsentieren. Bei der Operette hingegen liegen auf den Interpreten zurückgehende textliche Interpolationen vor, welche in einigen Fällen auch die musikalische Seite nicht unerheblich tangieren.

Sprechen und Singen

Georg Anton Benda: "Medea" (1775), Ed. Jörg Krämer

Unter dieser Rubrik sind Werke versammelt, die ein Nebeneinander von gesprochenem Dialog und Musik kennzeichnet, wobei die ausgewählten musikdramatischen Genres einen jeweils gänzlich individuellen Umgang mit der Kategorie Sprechtext aufweisen.

Mediale Erweiterung

Peter von Lindpaintner: "Entre Acts und Gesänge zu Goethes Faust" (1832)
Adolphe Adam: "Giselle" (1841)

Die verstärkte Erweiterung musiktheatraler Genres durch die Einbettung in neue Kontexte seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat auch zu gänzlich neuen medialen Konstellationen für die Musik geführt (Handlungsballett, Schauspielmusik). Dieser 'Medienwechsel', der die Musik neuen musikdramatischen Konstellationen unterwarf, wurde im 20. Jahrhundert schließlich durch die Annäherung an neue Medien wie den Film bereichert. Bei den in diesem Modul zusammengefassten Kompositionen treffen unterschiedliche mediale Kontexte auf jeweils eigene Weise aufeinander, womit jede dieser Kompositionen neue und andere Herausforderungen an die kritische Edition stellt.